Im Anschluss an meine Studienzeit begann ich mit der verantwortungsvollen Tätigkeit, klassischen Gesang zu unterrichten. Ich hatte vor dieser Aufgabe von Anfang an einen großen Respekt, ja nahezu "Lampenfieber" vor dem Unterrichten, da ich als Gesangslehrerin die Verantwortung für die stimmliche Entwicklung des Gesangsschülers trage.
Diese Verantwortung geht sogar noch weiter: Nicht nur die Stimme des Schülers, sondern auch dessen ganze Person und Psyche wird bis zu einem gewissen Maß durch den Gesangsunterricht beeinflusst, denn die Stimme hängt immer mit dem ganzen Menschen zusammen. Eine Entwicklung der Stimme ist oft verknüpft mit einer persönlichen Entwicklung.
Gesangsunterricht zu geben, ist eine "Arbeit am Menschen". Damit diese in fruchtbarer Weise stattfinden kann, müssen sich beide, Schüler und Lehrer einander öffnen, was immer wieder ein lebendiger, wunderschöner Prozess ist. Alle Wünsche und Ziele des Schülers bezüglich einer Verbesserung seiner Gesangstechnik durch Faktoren, wie z.B. Atemtechnik, Vokalausgleich, Stimmvolumen (Resonanzausnutzung), Vibrato und Erweiterung des Stimmumfangs in die Höhe, können nur dann erfüllt werden, wenn ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Gesangslehrer und Gesangsschüler besteht. Oft fängt das "einander Öffnen" schon in den ersten Gesangsstunden an, was dann auch rasch zu stimmlichen Erfolgen beim Gesangsschüler führt. Ganz nebenbei verschwindet dann übrigens auch eventuelles Lampenfieber, das Gesangsschüler verständlicherweise in die erste Gesangsstunde häufig mitbringen.
Ich unterrichte wirklich gerne klassischen Gesang, weil ich Menschen mag und weil ich Stimmen mag. Dabei spielt es für mich erst einmal keine Rolle, ob der Schüler musikalische Vorkenntnisse hat oder nicht, denn die Stimme an sich funktioniert auch ohne, dass man Noten lesen kann.
Eine Gesangstunde war dann für mich erfolgreich, wenn wir beide, Schüler und Lehrer, uns lebendig ausgetauscht haben, der Schüler Verbesserungen was Stimmtechnik und Klang angeht wahrnehmen konnte und dann bereichert nach Hause geht.
Ich freue mich über neue Schüler!
Viele Grüße, Annette Scherl
Mitglied im Bundesverband Deutscher Gesangspädagogen (BDG) und im Frankfurter Tonkünstlerbund (FTKB)